King Gizzard & The Lizard Wizard: PetroDragonic Apocalypse; or, Dawn of Eternal Night: An Annihilation of Planet Earth and the Beginning of Merciless Damnation

King Gizzard & The Wizard Lizard Pressefoto Virgin Music

Vor etwa zweieinhalb Jahren haben wir bei S&B das Album „K.G.“ der Australier King Gizzard & The Lizard Wizard besprochen. In der Zwischenzeit haben diese knapp 30 weitere veröffentlicht.

von Michael Thieme

Zugegeben, da sind viele Live-Alben dabei, nicht alles ist problemlos überall beziehbar, aber trotzdem: Krass, wie viel das australische Kollektiv um den Multi-Instrumentalisten Stu  Mackenzie auf den Markt schmeißt – alleine 2022 waren es wieder fünf Studioalben (wie bereits 2017). Noch krasser: Das ist ausnahmslos alles (soweit ich das beurteilen kann) echt fantastisches Zeug. Gut, der Liebhaber ihres psychedelischen Schwerpunktes hat im Gegensatz zu mir eventuell ein Problem mit den Alben, die dem Metal frönen. Davon gibt es nun ja nicht so viele – dieses hier

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(ich spare mir im Verlauf dieser Rezension eine weitere Nennung des Titels, werde hier ja nicht nach Zeilen bezahlt) ist aber eines. Zu meiner großen Freude ein ziemlich fettes.

Ungleich ihres 2019er Releases „Infest The Rats‘ Nest“ wird hier jedoch weniger dem Thrash-Metal gefrönt, sondern eher ein roher Proto-Metal gezimmert, der häufig in progressive Gefilde ausschlägt und gelegentlich an New Metal gemahnt. Oder anders: Es gibt gekonnt auf die Glocke; zum Teil sehr breaklastig und mit herausgegrölten Lyrics über Monster, Drachen und allem möglichen, was man im echten Metal eigentlich nicht mehr straffrei ausstoßen darf, ohne in einer gestrigen Klischeeschublade zu wohnen.

Pulp Fiction

Unsere Freunde von Down Under tun das natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Sie behandeln ihre Themen mit einer Hingabe an Pulp-Themen – wie Zwölfjährige, die mit Doug McClure erstmals Caprona entdecken, allerdings in erwachsenen Körpern stecken und deswegen irrwitzige Wege auf ihren Griffbrettern hinlegen können, um uns zu bespaßen. Einen kleinen zivilisationskritischen Überbau hat die Geschichte außerdem, aber den hatte „Godzilla“ ja auch. Mit dem „Flamethrower“ wird den garstigen Urviechern dabei der Garaus gemacht, während das Kollektiv mühelos jede Pantera-Scheibe zur Nichtigkeit degradiert. Naja, fast. Drei von sieben Stücken touchieren die Neun-Minuten-Marke, die Herren toben sich also amtlich aus.

Märchenhafter Bonus auf der King Gizzard-Schallplatte

Eine fast 15-minütige Perle finden geneigte Kaufende jedoch ausschließlich als Vinyl-Bonus: vor sparsamer Ambient-Beschallung berichtet Folk-Sängerin Leah Senior, was da eigentlich in diesem ganzen instrumentalen Inferno passiert ist – und wir hängen an ihren Lippen mit großen Ohren: wie Vorschulkinder, denen der Grüffelo vorgelesen wird. Beste Metalplatte, die wahrscheinlich in kaum einer Metalzeitschrift beachtet wird.

„PetroDragonic Apocalypse…“ von King Gizzard & The Wizard Lizard erscheint am 16.06.2023 bei Virgin Music. (Beitragsbild: Pressefoto)

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